„Love me or hate me – that is the question“ (Lady Sovereign, 2006)

Koriandergrün? – Entweder man mag es im Essen oder nicht. Dazwischen gibt es wenig. Aber was ist mit weniger offensichtlichen, nach definitiven Entscheidungen und Positionen drängenden Fragen und Problemen?

Oft taucht – online wie offline – die Befragung unserer Positionierung auf: „Wie hältst du’s mit..?“ Und erwartet wird meistens eine Antwort in Kategorien, die manichäisch aufgebaut sind: Gut / schlecht, schwarz / weiß, LOVE / HATE.  Doch unsere Haltungen sind in den seltensten Fällen so einfach herunterzubrechen, wie die Antwort auf die Frage ob ich Koriander in der Suppe mag. Wer jedoch ausholt, sich versucht genauer zu erklären und zu positionieren, macht sich (gefühlt) leichter angreifbar.

Am Wochenende war das erneut gut im Netz zu beobachten. Leider. Anlass waren Proteste um den G20-Gipfel in Hamburg. Diskutiert wurden Ausschreitungen durch Teile der Demonstrant*innen und erlebnisorientierte Jugendliche, sowie das harte Vorgehen der Polizei gegen alle Protestierenden und während der gesamten Länge des Gipfels.

Immer wieder äußerten sich Nutzer*innen auf diversen Social Media-Kanälen kritisch, sahen durch die Polizei Grundrechte, wie das auf Versammlungsfreiheit, eingeschränkt oder gar rechtsstaatliche Prinzipien infrage gestellt. Unabhängig von der Differenziertheit ihrer Argumente, war die häufigste Entgegnung: „Dann finden Sie also Plünderungen gut?“, „Autos brennen“ und so weiter. Doch eine kritische Haltung zu A einzunehmen, heißt nicht, dann automatisch B richtig gut zu finden. Debatten, Austausche sind keine Wahl bei der wir uns mit Kreuzchen definitiv entscheiden für oder gegen das eine. Wer sie derart verkürzt und Mitdiskutant*innen angreift und ihnen pauschal Freude an Gewalt unterstellt, trägt wenig zur Diskussionskultur und viel zur Verhärtung verbaler und ideologischer Fronten bei. Online und offline. Wer am Wochenende das Vorgehen der Polizei kritisierte, tat dies meistens nicht, weil es am Feuer lodernder Barrikaden in Wohnvierteln so heimelig ist. Vielmehr geht es um die Verteidigung bestimmter rechtsstaatlicher und demokratischer Prinzipien und Werte und das Einfordern ihrer Gültigkeit und Anwendung für alle und immer. Das muss nicht notwendigerweise mit Sympathien für die ein oder andere Seite einhergehen, sondern ist Demokratie in Praxis: Nicht alles gut oder schlecht finden (müssen), sondern manche Dinge eben auch auszuhalten.

Was hat das nun mit Hate Speech zu tun? Merkste selbst, ne?