Löschen und gut? Fragen zum Umgang mit Hate Speech

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ie Gesellschaft diskutiert über den Umgang mit Hate Speech im Internet. Die Politik reagiert und auch bei den Plattformen wie Facebook scheint sich zumindest ein Problembewusstsein zu entwickeln. Oft geht es aber nur um das Löschen und Entfernen problematischer Beiträge. Ist Löschen die Lösung? Diese Frage soll kurz angedacht werden.

Löschen kann eine Lösung sein. Um Menschen zu schützen, Verunglimpfungen zu unterbinden, die sachliche Debatte zu ermöglichen und strafbewehrte Inhalte zu entfernen. Aber was passiert mit den Hater*innen, deren Kommentare gelöscht wurden? Richtig – sie verschwinden nicht und ebenso bleiben ihre Meinungen und Haltungen bestehen. Dieses Phänomen lässt sich beispielsweise in den Kommentarspalten der Online-Ausgabe der Regionalzeitung HNA beobachten, wenn sich unter kommentierbaren Artikeln Off-Topic (OT) Inhalte sammeln, die sich auf einen anderen Artikel mit gesperrter Kommentarfunktion beziehen, oder wenn Nutzer*innen gleich zu einem anderen Portal wechseln, das weniger stark moderiert wird. Ganz ähnlich zu der zu beobachtenden analogen Verdrängung von beispielsweise Trinkerszenen aus Innenstädten, findet eine digitale Verdrängung der hatenden Personen statt, zumindest ihrer Kommentare.

Ist dies ein Problem? Aus den Augen, aus dem Sinn sollte eigentlich nicht als Lösungsoption ausreichen. Jedoch scheinen Politik und Wirtschaft diese Lösung zu forcieren. Das Netzdurchsetzungsgesetz zielt strikt darauf ab und wenn ein Unternehmen eine Reaktion auf Hate Speech oder Fake News kommuniziert, geht es häufig um die personelle Aufstockung der Moderations-Teams.

Hate Speech sollte von vornherein vermieden werden. Statt die Symptome wegzulöschen, wäre es wünschenswert, diese würden gar nicht erst entstehen oder zumindest im online-Diskurs argumentativ entschärft (Siehe: Umgang mit Hate Speech). Das funktioniert bekanntlich nicht immer. Troll-Kommentaren kann so nicht begegnet werden und es ist fraglich, ob auf beispielsweise rechtsradikale Statements mit einem Gesprächsangebot reagiert werden kann, ohne deren Position zu stärken, beziehungsweise diese Haltungen aufzuwerten.

Offensichtlich gibt es mehr Lösungen, als nur zu löschen und auch das Löschen hat durchaus eine Berechtigung. Reaktionen, wie das Netzdurchsetzungsgesetz, begegnen dem Problem zu einseitig. Hate Speech ist ein Problem der Zivilgesellschaft und deshalb muss eine Lösung innerhalb dieser Gruppen her. Politische Bildung kann hier helfen.